Investituren
Die Vigilfeier
Eine Vigilfeier ist eine Nachtwache vor grossen Festen des Kirchenjahres, insbesondere die Osternacht als Mutter aller Vigilien.
Da die alljährliche Investiturfeier ein besonders wichtiges Fest für den Ritterorden ist, geht ihr am Vorabend eine feierliche Vigilfeier voraus. In dieser Nachtwache, der jeweils der Grossprior der Statthalterei vorsteht, versammeln sich Kandidatinnen und Kandidaten, zusammen mit ihren Brüdern und Schwestern, den Rittern und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem, zum Lob Gottes, zur Feier des Wortes Gottes, zur Besinnung sowie Stille und Gebet und auch zur öffentlichen Ablegung ihres Ordensversprechens. In dieser Feier erfolgt die Präsentation der Symbole für die Kandidaten und die Ordensmäntel mit dem roten Jerusalem-Kreuz sowie die Ordensinsignien (Jerusalemkreuz an einem schwarzen Band und Ordensminiaturen) werden gesegnet. Die Feier dauert bis in die Nacht hinein und endet mit der eucharistischen Anbetung und dem darauffolgenden Segen.
Die Investiturfeier
Die Investitur ist die öffentliche Aufnahme eines Mitgliedes in die Gemeinschaft des Ritterordens. Mit dem Beitritt in den Orden übernehmen die Mitglieder eine lebenslange Verpflichtung, die Christen im Heiligen Land im Gebet aber auch materiell zu unterstützen. Die Ritter und Damen verpflichten sich ebenfalls zu einem vorbildlichen katholischen Leben.
Nach dem feierlichen Einzug der Kandidatinnen und Kandidaten, jeweils von Patin und Pate begleitet, sowie der Ritter und Damen in die jeweilige Kirche wird der Heilig-Geist-Hymnus angestimmt und somit um die Herabkunft und Erleuchtung des Heiligen Geistes gebetet. Anschliessend wird das Römische Breve (Ernennungsschreiben des Kardinal-Grossmeisters für die Aufnahme in den Ritterorden) verlesen, und die Neuaufzunehmenden legen ihr feierliches Versprechen ab. Der Zelebrant, der Kardinal-Grossmeister selbst oder ein von ihm dazu beauftragter Grossprior oder Bischof, zeigt die Sporen, die ein Sinnbild des Ritterdienstes zu Ehre und Ruhm des Heiligen Grabes sind. Anschliessend zeigt der Zelebrant das blanke Schwert und betont, dass die Ordensmitglieder kämpfen sollen mit dem «Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist» (vgl. Eph 6,17). Möge der Heilige Geist den Mitgliedern des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem immer die rechten Worte schenken, um den Glauben und die Kirche zu verteidigen.
Daraufhin kniet der Kandidat/ die Kandidatin vor dem Zelebranten nieder. Der Zelebrant, der Kardinal-Grossmeister selbst oder ein von ihm dazu beauftragter Grossprior oder Bischof legt ihm/ihr den Bischofsstab oder das Prozessionskreuz auf die rechte Schulter und ernennt ihn/sie zum Ritter/zur Dame des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Dem neuen Ritter übergibt der Zelebrant das Jerusalemkreuz und entlässt ihn mit dem Friedensgruss. Der aufgenommene Ritter begibt sich zum Statthalter, der ihn in den weissen Mantel mit rotem Jerusalemkreuz einkleidet. Bei Priestern und Damen entfällt der Ritterschlag. Zudem tragen die Damen einen schwarzen Mantel und die Priester eine Mozetta. Nach dieser schlichten, aber eindrucksvollen Zeremonie schliesst das feierliches Pontifikalamt an. Am Ende des Gottesdienstes erfolgt der feierliche Auszug.
Der Sonntagsgottesdienst
Die Ritter und Damen nehmen am Sonntag an der Heiligen Messe in einer Ortspfarrei teil. Damit zeigen sie ihre Verbundenheit mit dem Gastort der Investitur und unterstreichen ihr persönliches Engagement in den Pfarreien. Gleichzeitig ergibt dies eine weitere Gelegenheit, das Wirken des Ritterordens bekannt zu machen.
Die Investituren in der Schweiz
Das Ordensleben in der Schweiz findet seinen alljährlichen Höhepunkt in der Investiturfeier. Vor dem Festgottesdienst mit der feierlichen Aufnahme der neuen Mitglieder versammeln sich die Ritter und Damen zur Kapitelversammlung (Generalversammlung), um die Belange des Ordens zu besprechen und entsprechende Beschlüsse zu fassen. Zudem stellen sich die Kandidatinnen und Kandidaten dem Plenum vor.
Die erste Investitur in der Schweiz fand 1948 in Oberwaid im Kanton St. Gallen statt. Anschliessend gab es in der Regel einmal jährlich solche Investituren. Ausnahmsweise bildeten besondere Ereignisse wie die Einweihung des renovierten Kapitelsaals und der Kirche in Beromünster oder die Aufnahme von Bischöfen und Äbten den Rahmen für eine zusätzliche Investitur. In Bezug auf die Durchführungsorte ist man bestrebt, alle Regionen der Schweiz zu berücksichtigen.
Um die Internationalität des Ordens besser zum Ausdruck zu bringen, organisieren die Statthaltereien von Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz von Zeit zu Zeit gemeinsame Investituren. So fanden zum Beispiel 1979, 1986 und 2017 in Salzburg, 1995 in Strassburg und 1996 in Einsiedeln gemeinsame Investituren statt.
Anmerkungen aus historischer Sicht
Seit dem ausgehenden Mittelalter gibt es viele Berichte über den Ritterschlag am Heiligen Grab. Einer der ersten urkundlich belegten Heiliglandpilger und Heilig-Grabesritter aus der Eidgenossenschaft war Adrian von Bubenberg, der Held der Schlacht von Murten (1476). Von verschiedenen Schweizer Rittern sind persönlich verfasste Berichte über ihre Wallfahrten überliefert. Sie nahmen oft als Zeichen ihrer Pilgerfahrt ins Heilige Land das Jerusalemkreuz in ihre Wappenschilder bzw. in ihre Porträts auf.
Vigil am Heiligen Grab
Die Mameluken Ägyptens (13.-14.Jh), später die Osmanen (15.-20. Jh), die das Heilige Land damals beherrschten, erlaubten den Christen zwar ihre Wallfahrt nach Jerusalem, diese war aber mit vielen Schikanen und Mühen verbunden. Die Nacht vor dem Ritterschlag mussten die Kandidaten meist eingesperrt in der Grabeskirche am Heiligen Grabe verbringen. Dort beteten sie die ganze Nacht hindurch und am Morgen fand die feierliche Zeremonie des Ritterschlages statt.
Investitur
Aus den historischen Quellen erfahren wir, dass der zeremonielle Akt am Heiligen Grab damit begann, dass der Kandidat vor dem Franziskaner Guardian niederkniete. Es folgte die Umgürtung mit dem Schwert und das Anlegen der Rittersporen an den rechten Fuss sowie der Eidschwur, den christlichen Glauben zu verteidigen und das Heilige Grab zu schützen; er wurde mit einem weissen Gewand eingekleidet und erhielt anschliessend dreimal mit der flachen Klinge des Schwertes im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes über die Schultern den Ritterschlag.
Aus dieser geschichtlichen Tradition sind auch die heutigen Investituren zu verstehen: die Aufnahmezeremonie findet vor einer feierlichen Messe statt. Der Grossprior bittet die Kandidaten vor den Altar. Nach der Segnung der Insignien zeigt der Zelebrant die Sporen, die immer noch das Sinnbild des Ritterdienstes zur Ehre und Ruhm des Heiligen Grabes sind. Anschliessend wird das blanke Schwert gezeigt und betont, dass die Ritter kämpfen sollen mit dem «Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist». Der Heilige Geist soll den neuen Mitgliedern stets die rechten Worte schenken, um den Glauben und die Kirche zu verteidigen. Daraufhin kniet der Kandidat nieder und empfängt durch den Ritterschlag auf die Schulter die ritterliche Würde. Bei den Investituren der Damen und der Priester entfällt der Ritterschlag.
Wo finden die Investituren statt?
2023 | Appenzell | 10. Juni | Pfarrkirche St. Mauritius |
2022 | Lugano | 21. Mai | Cattedrale di San Lorenzo |
2021 | Bern | 05. Juni | Basilika Dreifaltigkeit |
2019 | Brig-Glis VS | 18. Mai | Wallfahrtskirche Glis |
2018 | Luzern | 12. Mai | Jesuitenkirche |
2017 | Salzburg (A) | 17. Juni | Dom zu Salzburg |
2017 | St-Maurice VS | 18. März | Abbaye de St-Maurice |
2016 | Locarno | 21. Mai | Chiesa San Francesco |
2015 | Beromünster LU | 08. Nov. | Stiftskirche St. Michael |
2015 | Fribourg | 17. Okt. | Cathédrale St-Nicolas |
2015 | Disentis GR | 09. Mai | Klosterkirche Disentis |
2014 | Lenzburg/Muri AG | 24. Mai | Klosterkirche Muri |
2013 | St-Maurice VS/Montreux | 11. Mai | Abbaye de St-Maurice |
2012 | St. Gallen | 12. Mai | Kathedrale St. Gallen |
2011 | Solothurn | 28. Mai | Kirche St. Marien |
2010 | Lugano | 29. Mai | Cattedrale di San Lorenzo |
2009 | Fribourg | 23. Mai | Cathédrale St-Nicolas |
2008 | Basel | 03. Mai | Kirche St. Clara |
2007 | Bern | 19. Mai | Basilika Dreifaltigkeit |
2006 | Disentis GR | 27. Mai | Klosterkirche Disentis |
2005 | Schwyz-Brunnen | 07. Mai | Pfarrkirche St. Martin |
2004 | Lugano-Mendrisio | 22. Mai | Chiesa dei SS. Cosma e Damiano |
2003 | Lausanne | 24. Mai | Basilique Notre-Dame |
2002 | Zürich | 25. Mai | Pfarrkirche Liebfrauen |
2001 | Basel | 26. Mai | Klosterkirche Mariastein |
2000 | St. Gallen | 03. Juni | Kathedrale St. Gallen |
1999 | Ascona TI | 29. Mai | Chiesa Santa Maria della Misericordia (Collegio Papio) |
1998 | Sion | 06. Juni | Cathédrale de Sion |
1997 | Bern | 08. Mai | Basilika Dreifaltigkeit |
1996 | Einsiedeln SZ | 18. Mai | Klosterkirche Einsiedeln |
1995 | Strasbourg (F) | 09. Sept. | Cathédrale de Stasbourg |
1995 | Solothurn | 10. Juni | Jesuitenkirche |
1994 | Beromünster LU | 23. Okt. | Stiftskirche St. Michael |
1994 | Engelberg OW | 11. Juni | Klosterkirche Engelberg |
1993 | Fribourg | 05. Juni | Eglise des Cordeliers |
1993 | Solothurn | 10. Mai | St. Ursen Kathedrale |
1992 | Lugano-Morbio Inferiore | 30. Mai | Chiesa Santa Maria dei Miracoli |
1991 | Disentis GR | 01. Juni | Klosterkirche Disentis |
1990 | Zürich | 19. Mai | Pfarrkirche Liebfrauen |
1989 | Petit-Lancy GE | 20. Mai | Eglise du Christ-Roi |
1988 | Arlesheim BL | 28. Mai | Dom zu Arlesheim |
1987 | Mariastein SO | 02. Okt. | Klosterkirche Mariastein |
1987 | Lugano-Morcote | 16. Mai | Cattedrale di San Lorenzo |
1986 | Salzburg (A) | 10. Mai | Dom zu Salzburg |
1985 | Solothurn | 01. Juni | St. Ursen Kathedrale |
1984 | Wislikofen AG | 24. Nov. | Probstei Wislikofen |
1984 | Vaduz (FL) | 20. Okt. | Pfarrkirche St. Florin |
1983 | Sion | 28. Mai | Cathédrale Notre-Dame |
1982 | Basel | 03. Dez. | Kapelle Boromäum |
1982 | Lugano | 05. Juni | Cattedrale di San Lorenzo |
1981 | Beromünster LU | 24. Okt. | Stiftskirche St. Michael |
1981 | Mariastein SO | 13. Juni | Klosterkirche Mariastein |
1980 | Luzern | 14. Juni | Hofkirche St. Leodegar |
1979 | Solothurn | 29. Sept. | St. Ursen Kathedrale |
1979 | Salzburg (A) | 26. Mai | Dom zu Salzburg |
1978 | Chur | 27. Mai | Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt |
1977 | Lugano | 21. Mai | Cattedrale di San Lorenzo |
1976 | Lausanne | 29. Mai | Eglise du Sacré-Coeur |
1975 | Feusisberg SZ | 21. Sept. | Pfarrkiche St. Jakobus |
1975 | Zürich | 31. Mai | Pfarrkirche St. Peter und Paul |
1974 | Basel | 18. Mai | Marien-Kirche |
1973 | Lugano | 26. Mai | Cattedrale di San Lorenzo |
1972 | Einsiedeln SZ | 03. Juni | Klosterkirche Einsiedeln |
1971 | Fribourg | 15. Mai | Eglise des Cordeliers |
1970 | St. Gallen | 27. Juni | Kathedrale St. Gallen |
1969 | Luzern | 07. Juni | Hofkirche St. Leodegar |
1969 | Kreuzlingen TG | 30. Aug. | Basilika St. Ulrich |
1968 | Locarno | 11. Mai | Chiesa San Francesco |
1967 | Beromünster LU | 23. Sept. | Stiftskirche St. Michael |
1967 | Sion | 03. Juni | Basilique de Valère |
1966 | Chur | 27. Aug. | Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt |
1965 | Sachseln OW | 19. Juni | Pfarrkirche St. Theodul |
1964 | Disentis GR | 27. Juni | Klosterkirche Disentis |
1963 | Kreuzlingen TG | 23. Juni | Basilika St. Ulrich |
1963 | Lugano-Morcote | 11. Mai | Chiesa Santa Maria del Sasso |
1962 | Einsiedeln SZ | 23. Juni | Klosterkirche Einsiedeln |
1961 | Solothurn | 02. Juli | Jesuitenkirche |
1960 | Hauterive FR | 03. Juli | Abbaye d'Hauterive |
1960 | Illgau SZ | 24. April | Pfarrkirche Dreikönigen |
1960 | St-Maurice VS | 27. März | Abbaye de St-Maurice |
1959 | Flühli-Ranft OW | 30. Juni | Pfarrkirche St. Theodul, Sachseln |
1958 | Flühli-Ranft OW | 14. Sept. | Pfarrkirche St. Theodul, Sachseln |
1958 | Hauterive FR | 03. Juli | Abbaye d'Hauterive |
1958 | Fischingen TG | 18. Mai | Klosterkirche Iddazell |
1957 | Hilfikon AG | 19. Sept. | Schlosskapelle |
1957 | Lugano | 18. Mai | Chiesa Santa Maria degli Angeli |
1957 | Zizers GR | 03. März | St. Johannes-Stift |
1956 | St-Maurice VS | 05. Nov. | Abbaye de St-Maurice |
1956 | Engelberg OW | 16. Juni | Klosterkirche Engelberg |
1955 | St-Maurice VS | 25. Sept. | Abbaye de St-Maurice |
1955 | Flühli-Ranft OW | 22. Aug. | Pfarrkirche St. Josef |
1954 | Hurden SZ | 19. Aug. | Dreifaltigkeits-Kapelle |
1954 | Mariastein SO | 29. Juni | Klosterkirche Mariastein |
1954 | Beromünster LU | 25. April | Stiftskirche St. Michael |
1953 | Flums SG | 22. April | St. Justuskirche |
1953 | Lugano | 13. Dez. | Chiesa Santa Maria degli Angeli |
1953 | Sachseln OW | 20. Juni | Pfarrkirche St. Theodul |
1953 | Gommiswald SG | 19. April | Frauenkloster Berg Sion |
1952 | Diessenhofen TG | 22. Sept. | Frauenkloster St. Katharinenthal |
1952 | St-Ursanne BE/JU | 29. Juni | Collégiale St-Ursanne |
1952 | Confignon GE | 03. Feb. | Chapelle des Seigneurs |
1951 | Sargans SG | 21. Juni | Pfarrkirche St. Oswald und Cassian |
1951 | Hauterive FR | 02. April | Abbaye d'Hauterive |
1951 | Wonnenstein AI | 15. Feb. | Kloster Wonnenstein |
1950 | Lugano | 09. Dez. | Chiesa San Nicolao |
1950 | Beromünster LU | 13. Aug. | Stiftskirche St. Michael |
1950 | Engelberg OW | 23. April | Klosterkirche Engelberg |
1950 | Lugano | 17. April | Capella del Vescovo |
1950 | Hauterive FR | 01. April | Abbaye d'Hauterive |
1949 | Zizers GR | 23. Okt. | St. Johannes-Stift |
1949 | Sargans SG | 21. Juli | Pfarrkirche St. Oswald und Cassian |
1949 | Flums SG | 03. Juli | St. Justuskirche |
1949 | Hergiswil NW | 15. April | |
1949 | Oberwaid SG | 27. März | Caritasheim Oberwaid |
1949 | Wonnenstein AI | 15. Feb. | Kloster Wonnenstein |
1948 | Oberwaid SG | 10. Okt. | Caritasheim Oberwaid |