Eine Statthalterin übernimmt 2018 die Führung
Komtur Thomas Vicentini berichtet in der UNITAS 2018, wie er das Investiturwochenende in Luzern erlebt hat.
Anlässlich der diesjährigen Investiturfeierlichkeiten und dem bevorstehenden Führungswechsel in der Schweizerischen Statthalterei trafen sich über 300 Damen, Ritter und Gäste vom 11. bis 13. Mai 2018 in der Leuchtenstadt Luzern. Der aussergewöhnlichen Bedeutung dieses Anlasses Rechnung tragend, gab der Grossmeister des Ritterordens, S.Em. Kardinal Edwin Frederick O’Brien, neben vielen weiteren nationalen und internationalen Würdenträgern, der Festgemeinde die Ehre.
Vigilfeier
Die imposante Fahne mit dem leuchtend roten Jerusalemkreuz, aufgehängt zwischen den Zwillingstürmen der Kirche St. Leodegar, wehte schon von Weitem sichtbar zum Empfang der eintreffenden Teilnehmer des bevorstehenden Investiturwochenendes. Pünktlich nach Programm begrüsste der Präsident des Organisationskomitees, Confrater Martin Dudle, im Pfarreisaal St. Leodegar die stattliche Anzahl an Ordensmitgliedern und Gästen in Luzern. In diesem Rahmen wurde den 18 Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit geboten, sich kurz ihren zukünftigen Consorores und Confratres vorzustellen und in geselliger Runde beim anschliessenden Pilgermahl bereits neue Bekanntschaften zu machen.
Gestärkt machte man sich danach zur Vorbereitung der Vigilfeier auf. Inzwischen wurden die Gäste mit einer Orgeleinstimmung bis zur feierlichen Einzugsprozession in die Kirche St. Leodegar im Hof verwöhnt. Der Grossprior der Schweizerischen Statthalterei, S.E. Bischof em. Pier Giacomo Grampa, sprach in seiner besinnlichen Predigt jedes einzelne Ordensmitglied und ganz besonders auch die Kandidaten an, sich ihrer persönlichen Berufung als Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem bewusst zu werden und deren Umsetzung im Alltag nach Möglichkeit anzustreben.
Diese traditionelle Vorbereitungszeremonie auf die bevorstehende Investitur und den Ritterschlag wurde von den wunderbaren Klängen eines Bläserquintetts, der Orgel und eines Solisten feierlich umrahmt.
Kapitel
Das Festkapitel der Schweizerischen Statthalterei fand im Parlamentssaal des Kantons Luzern statt. S.E. Jean-Pierre de Glutz-Ruchti stand dieser Sitzung ein letztes Mal als Statthalter vor und führte wie gewohnt zügig und klar durch die statuarischen Geschäfte. Da mehrere Chargen auf verschiedenen Ebenen durch die zeitliche Begrenzung der Mandate neu besetzt werden mussten, wurden die Ordensmitglieder, welche ihre Ämter ablegten, für ihre Arbeit und ihr Engagement für den Orden und das Heilige Land verdankt. Ganz besonders auch Bischof Grampa, der während vielen Jahren als Grossprior der Schweizerischen Statthalterei spirituell vorstand und die positive Entwicklung in der Schweiz massgeblich mitgestaltete.
Die zukünftige Statthalterin Donata Maria Krethlow-Benziger dankte ihrem Vorgänger im Amt für seinen unermüdlichen Einsatz und die grossartig geleistete Arbeit während seiner Zeit als Statthalter. Zudem versprach sie den versammelten Ordensmitgliedern, sich ebenfalls mit voller Kraft für die Schweizerische Statthalterei einzusetzen und bat dabei um die Loyalität und Mithilfe eines jeden Einzelnen ihr gegenüber.
Am Ende der Kapitelsitzung liess es sich der Kardinal-Grossmeister nicht nehmen, die Übergabe der Beförderungen und Auszeichnungen selber vorzunehmen und beehrte die Kapitelversammlung mit seiner Anwesenheit.
Regierungspräsident Guido Graf begrüsste die Anwesenden nach Abschluss der Sitzung herzlich und wünschte allen ein schönes und erlebnisreiches Wochenende in Luzern. Beim anschliessenden Apéro im Lichthof des geschichtsträchtigen Regierungsgebäudes konnte scheidenden und neu ernannten Amtsträgern, Beförderten und Ausgezeichneten persönlich gratuliert werden. Alte Freund- und Bekanntschaften wurden gepflegt und neue gemacht.
Pontifikalamt
Die eindrückliche Einzugsprozession zum eigentlichen Höhepunkt, dem Pontifikalamt mit der Investitur der neuen Ordensmitglieder und dem Einsetzen der neuen Statthalterin, unterstrich die Würde und Bedeutung der bevorstehenden Feier. Kardinal O’Brien stand als Grossmeister dem Gottesdienst in der herrlichen barocken Jesuitenkirche St. Franz Xaver vor. Er freute sich, dreizehn Ritter, drei Damen und zwei geistliche Herren investieren zu dürfen.
Dem folgenden Einsetzen der neuen Statthalterin wohnten neben dem Generalgouverneur des Grabesritterordens, S.E. Botschafter Leonardo Visconti di Modrone, mehrere Ehrenmitglieder und europäische Statthalter bei. Nachdem der Kardinal-Grossmeister der versammelten Gottesdienstgemeinde die neu eingesetzte Statthalterin Donata Maria Krethlow-Benziger vorstellte, bekundeten alle Ordensmitglieder und Gäste mit begeistertem Beifall ihre Freude und Dankbarkeit.
Kardinal O’Brien appellierte in seiner Predigt an alle Anwesenden, das jüngste Apostolische Schreiben von Papst Franziskus über den Ruf zur Heiligkeit in der heutigen Welt zitierend, statt sich mit einer farblosen, mediokren Existenz zufrieden zu geben, immer wieder neu vom Heiligen Geist auf dem Pfad zur Heiligkeit führen zu lassen. Im Gebet mit- und füreinander sollten sich alle gegenseitig, insbesondere als Damen und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem, auf diesem Weg unterstützen und ermutigen.
Die wunderbare musikalische Umrahmung der Messfeier in dieser einmaligen Kirche verliehen dem historischen Ereignis die gebührende Ehre und Feierlichkeit.
Galadiner
Am Abend traf sich die illustre Gesellschaft zum Galadiner im Hotel Schweizerhof. Die neu eingesetzte Statthalterin würdigte in ihrer Ansprache die grossartige Arbeit und den Erfolg ihres Vorgängers Jean-Pierre de Glutz-Ruchti in seiner Funktion als Statthalter. Dieser erwiderte das Lob und bedankte sich auch bei allen Ordensmitgliedern, die in den vergangenen Jahren eine Charge innehielten, für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit.
Der Generalgouverneur Leonardo Visconti di Modrone dankte und gratulierte der Schweizerischen Statthalterei für die überdurchschnittlich grosszügige Zuwendung, die sie den Christen im Heiligen Land jährlich aufs Neue zuteilwerden lässt. Er stellte in seiner Ansprache den Anwesenden die vom Grossmagisterium vorgesehene neue Ausrichtung der Unterstützung im Heiligen Land vor. Sie soll sich in Zukunft vermehrt auf die Ausbildung konzentrieren, welche eine Garantin für die Entwicklung der christlichen Bevölkerung vor Ort darstellt.
Die feierliche Ambiance wurde vom prachtvollen, im Neurenaissance-Stil erbauten, denkmalgeschützten Zeugheersaal umrahmt, in welchem das feine Galadiner genossen wurde.
Abschlussgottesdienst
Am Sonntagvormittag fand sich erneut eine beachtliche Anzahl an Ordensmitgliedern und Gästen in der Franziskanerkirche ein. Dankbar für die gemeinsamen Stunden in den vergangenen Tagen feierte die Ordensgemeinschaft im Gebet vereint den besinnlichen Abschlussgottesdienst dieses Investiturwochenendes, dem S.E. Bischof Felix Gmür vorstand.
Dankbarkeit gebührt auch den Organisatoren dieser Investitur für ihren grossen Einsatz und ihre Arbeit. Es war eine eindrückliche Investitur mit historischer Bedeutung, die mit Sicherheit allen Teilnehmenden in bester Erinnerung bleiben wird.
Thomas Vicentini, Mai 2018